Aktion „Gelbes Band“

Heimisches Obst zum Selberpflücken

Jahr für Jahr verrotten in der Erntesaison tausende Kilogramm Obst. Eigentümer:innen von Obstbäumen und Streuobstwiesen kommen oft mit der Ernte und Verwertung der vielen Früchte nicht nach oder haben schlichtweg kein Interesse daran.  Dabei ist heimisches Obst viel zu schade, um ungenutzt zu bleiben. Die bundesweite Aktion „Gelbes Band“ hat hierfür eine Lösung gefunden: Wiesenbesitzer:innen, die nicht zum Ernten der Bäume und Sträucher kommen, können ein gelbes Band anbringen, das signalisiert: Hier darf man sich bedienen. So wissen Bürgerinnen und Bürger jederzeit, wo sie auch ohne Rücksprache mit den Eigentümer:innen ernten dürfen. 

Auch in der Zukunftsregion Schwarzachtalplus werden Selbsterntebäume mit einem gelben Band und Baumanhänger gekennzeichnet. Die Aktion wird seit 2023 als Gemeinschaftsaktion des Landkreises Nürnberger Land sowie unter anderem den ILE-Regionen Schwarzachtalplus und Frankenpfalz durchgeführt.

Wer also an vollbehängten Apfel- und Birnbäumen vorbeikommt und ein gelbes Band hängen sieht, kann die Früchte getrost pflücken und genießen. Wichtig: Das Ernten erfolgt auf eigene Gefahr, ohne Leitern und nur für den eigenen Verbrauch.

Die Kommune Pyrbaum ging mit gutem Beispiel voran und markiert bereits seit 2020 viele der ungenutzten Obstbäume im Gemeindegebiet mit einem gelben Band. Auch die Gemeinde Altdorf unterstützt die Aktion seit 2020, geht jedoch ihren eigenen Weg und kennzeichnet Selbsterntebäume mit einem roten Hinweisschild mit der Aufschrift „Probierbaum“.

Wer als Besitzer*in von Streuobstbäumen mitmachen möchte, kann sich Baumanhänger und gelbe Bänder kostenfrei bei der eigenen ILE-Kommune oder beim Regionalmanagement Nürnberger Land abholen.
 
Kontakt: rm(a)nuernberger-land.de; Tel. 09123 950 6703.
 
 

Eine Übersichtskarte mit den aktuellen Standorten der Selbsterntebäume im Allianzgebiet können Sie hier einsehen.

 

Der Baumanhänger wird mit einem gelben Band an Bäumen befestigt und signalisiert: Hier darf kostenlos und ohne Rücksprache geerntet werden. Verbraucher:innen können so für den Eigenbedarf Obst in ihrer Umgebung ernten und verwenden.

 

Mit der Aktion soll nicht nur die sinnvolle Verwertung ungenutzter Obstbestände gefördert, sondern indirekt auch die Bewirtschaftung von Streuobstwiesen und damit der Erhalt der artenreichen Kulturlandschaft in der Region unterstützt werden. Die Sensibilisierung für regionale Produkte und die Förderung von Biodiversität sind Bestandteile des Entwicklungskonzepts (ILEK) der Kommunalen Allianz „Zukunftsregion Schwarzachtalplus“. Es gilt dabei u.a. zur Erhaltung der biologischen Diversität beizutragen und Streuobstwiesen durch Fördermaßnahmen und Pflegekonzepte zu schützen.

 

Streuobstwiesen als Ort der Biodiversität, der Obstvielfalt, des Genusses und der Erholung

Streuobstwiesen sind wertvoller Bestandteil einer artenreichen Kulturlandschaft. Schon vor vielen Jahrhunderten stellten sie eine zentrale Nahrungsmittelquelle für die Menschen dar. Heute schlägt diese traditionelle Kulturform Brücken sowohl in die Vergangenheit zu althergebrachten, aber bewährten landwirtschaftlichen Nutzungsformen als auch in die Zukunft mit Perspektiven für die biologische Vielfalt unserer Heimat.

Zum Streuobst zählen z.B. Kirschen, Zwetschgen, Birnen, Apfelbäume, Nussbäume. Darunter finden sich viele selten gewordene Obstsorten, die man im Supermarkt nicht kaufen kann. Für die mitteleuropäische Biodiversität spielen Streuobstbestände mit über 5.000 Tier- und Pflanzenarten sowie über 3.000 Obstsorten eine herausragende Rolle. Beispielsweise finden Lebewesen wie Steinkäuze, Grünspechte, Igel, Rehe, Siebenschläfer und viele mehr in Streuobstwiesen ein Zuhause. Die Wiesenvegetation bietet Schmetterlingen, Käfern, Honigbienen und zahlreichen anderen Insekten Nahrung. Des Weiteren haben Streuobstwiesen eine ausgleichende Wirkung auf das Lokalklima, schützen Hanglagen vor Erosion und tragen zum Grundwasserschutz bei. Sie erfreuen uns aber auch mit regionalem Obst, das entweder für den Eigenbedarf oder für Brennereien und Keltereien genutzt werden kann. 

Zwischen den 1950er und 1970er Jahren waren die Streuobstbestände innerhalb Deutschlands durch öffentlich geförderte Rodungen zugunsten von Monokulturen und durch zahlreiche Nutzungsaufgaben stark gefährdet. Seit den 80er Jahren bemühen sich Naturschützer:innen, Landwirt:innen, öffentliche Hand und Keltereien vermehrt um Schutz und Förderung der Streuobstbestände. Motivation hierfür sind neben den Themen Landschaftspflege und Naturschutz weiterhin die Bedeutung für Naherholung und Tourismus. Allein die Kirschblüte zieht jedes Jahr zahlreiche Tourist:innen von Nah und Fern an.

Die Streuobstwiese als Hotspot der biologischen Vielfalt soll wieder an Bedeutung gewinnen. Naturverbundenheit, regionaler Konsum und nachhaltige Wissensvermittlung  sind nur einige positive Effekte, für die mit der Aktion sensibilisiert werden soll.